Ich kann euch versichern, Marienkäfer bringen Glück! Nein, Sam (diesen Namen will ich ihm der Einfachheithalber hier geben, würde ich den echten nennen, wäre ich wohl sehr schnell eine verlorene Seele und ein Fall für Melinda Gordon), also nochmal, nein keine Nachricht von Sam. Und ich grübel immer noch. Wieder mal Glück, dass ich weiblich bin, denn, wo die meiste Zeit das Gehirn von Männern sitzt, ist ja hinlänglich bekannt. Und bei meiner geistigen Tätigkeit im Moment, müsste man sich ehrlich fragen, was ich machen würde bzw. auf welche Weise ich versuchen würde, mit Sam Kontakt aufzunehmen, wenn ich männlich wäre.
Zurück zum Thema. Marienkäfer bringen Glück! Ganz ehrlich! Am Tag nach der Invasion stand ich auf und schaute erstmal, ob sie auch noch alle wohl auf sind. Sie waren es. Sie knubbelten sich in einer Ecke und schliefen. Was für ein Erwachen, dachte ich mir. Dann brachte ich Gilbert zum Kindergarten und erledigte alles weitere. Dabei bemerkte ich, dass Geld auf meinem Konto war. Eine seltene Sache und das Ganze fast eine Woche zu früh. Glück !! Also nichts wie ins Auto und shoppen! Aber erstmal zur Tankstelle, sonst ist die Shoppingtour schnell vorbei.
Tanken, zahlen und weg. Von wegen, tanken, zahlen und... auf dem Rückweg sehe ich wie hinter mir ein Van steht. Der Fahrer schüttelt den Kopf. Höchstwahrscheinlich, weil mein Auto so schief dasteht, dass er nicht an die Zapfsäule daneben kommt. Egal, ich bin eine Frau, aufregen gilt nicht. Niemand hat behauptet, dass Frauen parken können! Das gehört nicht zu den existenziellen Dingen des Lebens. Etwas verstimmt nähre ich mich meinem Auto und blicke zur Seite. Oh, was ist das? Wo kommt das her? Neben mir an der gegenüberliegenden Seite meiner Zapfsäule, steht ein Kombi und wird von einem männlichen Wesen betankt, dass mich mit einem hinreisenden Lächeln anschaut. Wo kommt das her? Bestimmt nicht von hier. Nicht aus diesem kleinen Dorf, indem seit Jahrzehnten nur Inzucht herrscht. Die Verwandschaftsverhältnisse sind kaum noch zu entwirren, außer man findet sich damit ab, dass hier jeder mit jedem verwandt ist. Ein Blick auf das Nummerschild, sagt es mir MZ. Ok, für eine Sekunde möchte ich jetzt Mann sein, die kennen alle Nummernschilder auswendig (bestätigte Sache: Nachdem ich meinem besten Freund von dem Vorfall ezählte, sagte er wie aus der Pistole geschossen: Mainz, den siehst du nie wieder). Oder doch lieber nicht, wer weiß, was man in einer Sekunde so alles bewerkstelligen kann. Wofür gibt es Internet. Er lächelt mich immer noch an, als ich ins Auto steige. Im Auto angekommen, prüfe ich erstmal eingehend im Rückspiegel, ob auch nichts seltsames in meinem Gesicht ist. Nein dort ist alles in Ordnung. Er schaut mich noch immer an und lächelt. Blaue Augen, schönes Lächeln und eine hinreißende Rückseite ... Aber ich muss fahren. Leicht nervös fahre ich von der Tankstelle und biege falsch ab. Mist ich wollte doch shoppen. Leichte Verwirrung. Also wenden und zurück. Ich linse im Vorbeifahren auf die Tankstelle. Natürlich steht er nicht mehr an der Zapfsäule. Nein, sein Auto steht abseits am Staubsauger und er lehnt lässig dagegen! Ah, wenn ich jetzt auf die Tankstelle wollte, müsste ich eine Vollbremsung hinlegen. Chance vertan! Als ich vom shoppen komme, ist er weg.
Obwohl er wohl meinen Seelenfrieden nicht wieder herstellen kann, wäre er eine willkommene Abwechslung gewesen. Er hat mich sogar für zwei Sekunden Sam vergessen lassen. Aber nur für zwei Sekunden, dann war er wieder da. Mist, der ist fast wie ein Geist der mich verfolgt und nicht loslässt. Vielleicht ist es auch seine Absicht mich zu quälen. Aber dann, wieso? Das wäre ein weiteres Rätsel. Wenn ich ehrlich bin, vermisse ich unsere Gespräche schon. Aber am meisten plagt mich das Warum???
Ich brauche dringend Abwechslung und mein Auto eine Säuberung (was es fast immer nötig hat, auch ein Mysterium, wo der ganze Dreck etc. in so kurzer Zeit immer herkommt). Na vielleicht sollte ich nächsten Freitag um die gleiche Zeit einfach mal mein Auto waschen. Mal schauen.