Der besondere Freitag


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Der besondere Freitag


Der Tag heute fängt schon gut an, um 6 Uhr klingelt der Wecker. Ich hasse ihn. 6Uhr ist eine unmenschliche Zeit, jeder normale Mensch schläft um diese Zeit noch, selbst die Sonne! Aber es hilft alles nicht. Ich muss heute nach Köln zur Uni und einen Vortrag halten. Ich muss das, was ich mühsam auf etwa 40 Seiten in meiner Examensseminararbeit erörtert habe, in 15 - 20 Minuten meinem Prof und noch einer Figur (fragt mich nicht, welche Rolle sie spielt) erklären. Auch wieder ein unfassbares Ding. Wie soll ich bitte 40 Seiten in 20 Minuten packen? Ich beherrsche die Minimalsprache der Männer nicht. Etwas Rücksicht wäre da schon angebracht, ich bin weiblich! Aber irgendwie muss ich das wohl schaffen, mein Studium hängt davon ab. Ich bin immer wieder erstaunt, was man alles leisten kann unter Druck.


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Also anziehen, Kind wegbringen und in den Zug. Alles klar, ne nicht alles klar! Wie immer, Kind bockt und die Deutsche Bahn hat natürlich Verspätung. In Köln angekommen, hetze ich zum Institut meines Profs, natürlich, dank der Deutschen Bundesbahn, 10 Minuten zu spät. Völlig aufgelöst und keuchend komme ich dort an und es soll sofort losgehen. Nicht gut, gar nicht gut, so keuchend kann ich meinen Vortrag nicht halten! Ich brauche Luft! Na zum Glück müssen sich erstmal alle setzten und ihre Sachen auspacken, Glück gehabt. Mein Komollitone, der heute ebenfalls seinen Vortrag halten muss, schaut mich schon die ganze Zeit vorwurfsvoll an. Ich kann nichts dafür, dass die Deutsche Bundesbahn unfähig ist, ihre Züge pünktlich fahren zu lassen. Ich würde auch keinem Selbstmörder raten, sich vor einen Zug zu werfen, er würde elendig verhungern.
Oh man, vor Aufregung ist mir ziemlich übel. Aber aus dieser Situation gibt es wohl keinen Ausweg. Ich könnte mich hier auf dem Teppich übergeben, das würde meine wahren Gefühlen ausdrucksvoll wiederspiegeln. Dann müsste ich wohl diesen Vortrag nicht halten, aber wahrscheinlich würde das auch 0 Punkte bringen. Vielleicht könnte ich noch eine Showeinlage bieten, besonders kunstvolles Übergeben mit anschließender Ohnmacht, aber auch das würde mir vermutlich keine Punkte bringen. Nein, hier gibt es kein Entkommen. Mh, interessant wäre es die Taktik von Sam, dem Krieger des Schweigens, anzuwenden. Ich schweige sie an, bis sie wahnsinnig werden und nur für 4 Punkte erlöse ich sie. Die Gesichter würde ich gerne sehen. Naja, es hilft alles nichts. Also, damit ich es hinter mir habe, melde ich mich freiwillig als erste. Während ich meinen Vortrag halte, versuche ich krampfhaft die Übelkeit unter Kontrolle zu bringen. Zum Glück gelingt mir das dann auch und ich bringe den Vortrag zu Ende ohne weitere Zwischenfälle. Dann fängt mein Prof an mich zu befragen. Schock, ich hatte die Befragung ganz vergessen. Die Übelkeit kommt wie eine Flutwelle wieder zurück. Immer lächeln und so tun, als wüsste ich, wovon ich rede. Gar nicht so leicht, wenn die Übelkeit versucht, meine Gedanken zu übernehmen. Was will er von mir? Er lächelt mich liebenswürdig an und seine Augen schauen vertrauensvoll, doch seine Fragen strafen dem ganzen Lügen. Mit gewinnendem Lächeln antworte ich auf seine Fragen und da ich nicht weiß, was er von mir will, hoffe ich das wenigstens irgendwas von dem, was ich von mir gebe, richtig ist. Das ganze Kreuzverhör zieht sich auch noch mal 20 Minuten hin. Der zweite anwesende Prof sitzt die ganze Zeit entspannt und schweigend in seinem Stuhl und lauscht nur. Doch plötzlich, wie eine Schlange beißt er zu und stellt eine Frage. Was? Hilfe was will er? Ok, immer lächeln! Nichts anmerken lassen und Zeit schinden.  Mit einem charmanten Lächeln erkläre ich, dies sei eine gute Frage und durchaus überdenkenswert. Nach dieser Frage habe ich es dann endlich überstanden. Langsam lässt die Übelkeit nach, während mein Komolitone seinen Vortrag hält und danach der Folter ausgesetzt wird. Der Arme windet sich und Angstschweiß steht ihm auf der Stirn. Ich würde ihm gerne in Gedanken rübersenden, er soll einfach nur lächeln und sich nichts anmerken lassen. Der Arme tut mir richtig leid. Irgendwann hat auch er es geschafft. Und jetzt hoffe ich, dass meine Marienkäfer mir auch diesmal Glück bringen. Gespannt sitze ich  da und warte, ob ich  bestanden habe. Aber zu meinem Erstaunen, meint mein Prof, er müsse sich noch beraten und sende uns eine E- Mail im Laufe des Tages. Bitte? Das kann er mir unmöglich antun. Ich werde vor Neugierde sterben. Aber umstimmen lässt er sich nicht. Also fahre ich erstmal nach Hause, um mich dann vor meinen Rechner zu setzten und alle paar Sekunden meine E-Mails abzufragen. Am Bahnhof angekommen ist die Bahn pünktlich. Typisch ich muss ja auch nicht zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein. Kaum im Zug angekommen klingelt mein Handy. SMS von meinem Komollitonen. Das Ergebnis ist da. Er hat bestanden. Das war eine lange Besprechung! Na egal nur schnell nach Hause und an den Rechner. Plötzlich hält der Zug mitten auf der Strecke. Ein entgegenkommender Zug mit Verspätung muss durchgelassen werden. Warum? Mitlerweile hyperventiliere ich schon. Normalerweise sollte man dann stoßweise ausatmen, damit der Zustand sich wieder normlisiert, aber in einem vollen Zug erscheint mir das nicht besonders passent. Obwohl vielleicht denkt man dann, ich bekäme ein Kind und der Zug setzt sich wieder in Bewegung, ein bißchen gestöhne sollte der Szenerie die nötige Echtheit geben. Nach endlosen 10 Minuten setzt sich der Zug wieder in Bewegung.
Zu Hause angekommen stürme ich zum Rechner, ignoriere gekonnt meine Blase, die mich schon anschreit und öffne meine E-Mails. Tatsächlich die E-Mail ist da. Problem ist nur, ich traue mich nicht sie zu öffnen. Erstmal tief durchatmen und dann den Klick wagen. Jaa, bestanden. Ich führe erstmal einen Freudentanz auf.


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Jetzt kann ich mich wieder anderen Sachen zuwenden. Sam, der Krieger des Schweigens! Nun ich hänge sehr an meinem Seelenfrieden, also muss ich mir etwas einfallen lassen. Da er bisher die Führung im Krieg übernommen hat, muss ich jetzt die Initative ergreifen. Ich lasse mir doch nicht seine Art von Kriegsführung diktieren. Wie schon gesagt, wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg gehen. Und da ich mich nicht als Prophet eigne, muss das ein andere machen. Ich überlege, ob ich jetzt schon meinen besten Krieger ins Gefecht werfen soll. Besser ist das. Kurz und schmerzlos, ein Blitzkrieg! Doch wie erkläre ich meinem besten Freund und Bruder im Geiste, dass er mein Krieger ist? Und vor allem, dass er für mich eine Reise in den Norden antreten soll, um mir meinen Sellenfrieden zu erkämpfen. Das wird keine leichte Aufgabe. Erstmal die Überlegeung, wie kann man Männern den eigenen Willen aufzwingen? Als erstes auf der Rangliste wäre Sex, den will er nicht von mir, als zweites wäre da Geld, habe ich nicht. Rang drei und vier kenne ich nicht. Diese Aufgabe gestaltet sich schwerer als ich dachte. Entweder ersinne ich einen ausgeklügelten Plan oder ich rufe ihn einfach an und improvisiere. Ein Plan wäre wohl bei meinem großen Bruder im Geiste eher schlecht. Hinterlistiges Vorgehen wirkt bei ihm auch nicht, er durchschaut mich. Also anrufen und improvisieren.  Ich nehme mir das Telefon und wähle. Währnddessen fällt mir ein, sollte ich Sam nicht eine Frist geben? Fair wäre es. Nein wer sagt das ich fair kämpfe? Kämpft er fair? Eindeutig nein.  Außerdem würde ich ihm Zeit geben sich auf den Angriff meines Kriegers vorzubereiten. Sehe ich nicht ein. Ein plötzlicher Blitzangriff, schnell und gezielt. Inzwischen klingelt es bei meinem großen Bruder, Anrufbeantworter!  Mein Krieger befindet sich nicht in seinem Lager, bestimmt trainiert er. Das ist auch gut so, für seinen nächsten Angriff benötigt er seine gesamte Stärke.  Ich will einen ordentlichen Vernichtungsschlag. Wenn ich kämpfe, dann richtig und gründlich. Keine halben Sachen. Dann kommen mir wieder all die Abende mit Sam in Erinnerung. Die Gespräche und das gemeinsame Spielen. Seufzend rufe ich mir unsere Gespräche in Erinnerung und überlge, ob das mit dem Angriff so eine gute Idee ist und ob ich ihm doch nicht noch eine Chance geben soll sich zu melden. Da fällt mir ein, dass ich doch zur Tankstelle wollte mein Auto putzten und schauen, ob das männliche Wesen mit dem bezaubernden Lächeln auch wieder da ist. Mit einem Blick auf die Uhr erkenne ich, dass es dafür zu spät ist. Ich habe mich zu lange mit Sam aufgehalt. Mist, jetzt verdirbt der mir schon mein Liebesleben. Schonung kommt nicht in Frage. Ich muss einfach hart bleiben. Nur die Harten kommen weiter und Sam ist auch nur ein Mann. Aber ein sehr seltenes Exemplar. Ich werde schon wieder weich. Zum Glück reißt mich das Telefon aus meinen Gedanken. Mein Krieger meldet sich. Jetzt muss ich ihm nur klar machen, dass er mein Krieger ist und ich einen Auftrag für ihn habe. Erstmal erzähle ich ihm von meiner bestandenen Examnsseminararbeit. Danach schreite ich zur Tat. Erstmal erkläre ich ihm, dass ich doch nur ihn liebe. Das sollte ihn erstmal umgänglich stimmen. Von wegen, er fragt, mich direkt, was ich von ihm will. Wie kommt er nur darauf? Na, ok jetzt gibt es nur noch die Flucht nach vorne. Ich sage frei heraus und ehrlich, was los ist. Ich kann ihn in Gedanken schmunzeln sehen. Seine Antwort lässt lange auf sich warten. Er erklärt mir, dass er sich das nochmal überlegen müsse. Aber er habe nächste Woche Urlaub und vielleicht sei eine kleine Reise nicht schlecht. Ja, auch das habe ich geschafft! Sam, Krieger des Schweigens, deine Frist läuft und mein Seelenfrieden rückt in greifbare Nähe. Hoffentlich meldet er sich nicht über das Wochenende, sonst verdirbt er mir diesen Spass.  Marienkäfer bringen eben doch Glück. Vielleicht auch meinem Krieger bei seinem Feldzug. Das Glück der Marienkäfer möge mit ihm sein. Erleichtert kann ich jetzt den Rest des Tages verbringen und da Freitag ist werde ich heute Abend entspannt ausgehen und mal schauen was ich für meine sonstigen Bedürfnisse tun kann.



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Mein Leben und ich
 
Im Grunde sind wir ja gut Freund,
doch manchmal macht mein Leben
äußerst unerwartete und oft auch
unerfreuliche Dinge
Das große Rätsel
 
Wird es je gelöst werden?
(näheres unter Oh man(n)
Alles über die Reise in
den Norden und
meinen Seelenfrieden
unter die Schlacht
Invasion der Marienkäfer
 
Bringen Marienkäfer
wirklich Glück?
Für euch
 
Hier habt ihr einen Platz
für eure Geschichten.
Ob lustiges,
skuriles, seltsames, ob
Mann oder Frau,
schreibt es mir.
 
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