Das Katastrophen-Wochenende

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Das Ganze begann schon äußerst merkwürdig mit der Aussage sein Auto sei kaputt (ja, ja erst den Schlüssel verlieren und dann kaputt). Doch er käme trotzdem. Ok, mal schauen... Als er dann tatsächlich da war, konnte ich es kaum glauben. Man(n) hat es doch tatsächlich geschafft! Aber das war auch das Einzig positive. Man(n) beschwerte sich die ganze Zeit über alles und jedes. Das Essen war zu wenig gewürzt (trotzdem konnte er drei Teller voll essen), der Kaffee schmeckte nicht und ich weiß nicht was. Am nächsten Morgen wurde es nicht besser. Selbst der Rasenmäher des Nachbarn störte ihn. In Gedanken hatte ich ihn schon mindestens einmal gevierteilt, zweimal bei lebendigem Leib gekocht und dreimal aus dem Fenster geworfen. (Was ich wohl besser getan hätte. Ich hätte der Frauenwelt damit einen großen Gefallen erwiesen.)
Nachdem er bis etwa Mittag im Bett gelegen und nicht seine Ruhe bekommen hatte, stand er auf und begann zu telefonieren. Ich habe mir das alles in Ruhe angeschaut: Studium am lebenden Objekt. Nach etlichen Telefonaten, verkündete er, er müsse jetzt arbeiten. Ja, ja noch so eine unglaublich dumme Lüge, aber egal war ganz in meinem Sinne. Was konnte mir besseres passieren. Er ging freiwillig.
Nachdem die Tür hinter ihm ins Schloß gefallen war, habe ich erstmal einen Freudentanz aufgeführt. Nein, soetwas möchte ich nie wieder erleben, einen solchen Haustyrannen wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht. Und ich habe in meinem Leben noch niemals soviele "Ichs" an einem Tag gehört. Ich will meine Ruhe, ich muss schlafen, ich will Kaffee, ich habe hunger...ich will..., ich habe..., ich brauche... .  Da lege ich mich lieber in eine Wanne voller Spinnen.... (die können wenigstens nicht sprechen...)

Und wer klingelt dann bei mir? Mit seinem üblichen nachsichtigen Lächeln und ein schelmisches Funkeln in den Augen? Na, wer schon mein Krieger, mein Bruder im Geiste. Und was sagt er... "Lust zu mir zu kommen? Ich koche dir etwas und ich glaube, du musst etwas los werden und danach kannst du dir einen Film aussuchen oder möchtest du lieber ausgehen..." Du, du, du... Ich musste Lachen und fuhr mit zu ihm...




Ich frage mich die ganze Zeit, was sich so ein Mann dabei denk. Wobei ich, wenn ich jetzt, nach der Studie am lebenden Objekt, meine Beobachtungen genau auswerte, eher dazu tendiere, dass Mann nicht denkt. Oder besser ausgedrück, sie denken anders, nämlich nur an sich und natürlich musste er nicht arbeiten. Eine durchschaubare Lüge, eine dumme und einfallslose Lüge. Wenn er wenigstens noch fantasievoll gelogen hätte, hätte ich mich vielleicht noch darüber amüsieren können. Aber so, naja zumindest war er zum Studium ganz interessant, obwohl ich glaube, das dieses männliche Exemplar eher ein Extrem darstellt. Ich kann nicht glauben, dass dieses Exemplar repräsentativ für die männliche Gattung sein soll. Vielleicht gibt es doch noch eine weitere Kategorie von Männern: von Aliens bessen. Oder wie ich bereits gemutmaßt habe, hat er eine gespaltene Persönlichkeit und ich habe die andere Hälfte kennengelernt. Nun darauf hätte ich gut verzichten können.

Ein kleiner Nachtrag: Er rief am nächsten Tag wieder an und war ganz normal! Ich würde doch eher auf eine gespaltene Persönlichkeit tippen. Vielleicht sollte ich ihm einen guten Psychologen besorgen.